Geschichte des Fairen HandelsQuelle: Forum Fairer Handel
Gerechtigkeit
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Die Geschichte des Fairen Handels

Nico, 27 Jahre

Ob Kakao, Schokolade oder Textilien – der Absatz fair gehandelter Produkte hat sich rasant vervielfacht. In diesem Jahrzehnt alleine nahm der Gesamtumsatz an Produkten aus dem Fairen Handel um eine Milliarde Euro zu – zuletzt wurden 2018 in Deutschland 1,7 Milliarden Euro mit fair gehandelten Produkten umgesetzt. Der einstige Nischenmarkt ist zu einem globalen Phänomen geworden und hat sich etabliert.

In den USA ist der Name einer Frau eng mit den Anfängen der Bewegung für Fairen Handel verknüpft: Edna Ruth Byler. Angefangen hat alles mit einer Reise und dem Entschluss, aktiv werden zu wollen. Die zu dem Zeitpunkt 42-jährige Geschäftsfrau und Entwicklungshelferin besuchte 1946, kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs, den US-Inselstaat Puerto Rico. Dort lernte sie Handarbeiterinnen kennen, die unter finanzieller Armut litten. Nach der Rückkehr von ihrer Reise beschloss die US-Amerikanerin, dass sich etwas grundlegend ändern sollte. Es müsse einen Ort für die Handarbeiten der Frauen geben, an dem die Produkte zu gerechten Preisen verkauft würden. Und mit den Erlösen, so der Gedanke, könnte endlich eine faire Bezahlung der Produzent*innen möglich sein.

Die Idee setzte sie in die Tat um. Der Kofferraum ihres Autos wurde zum fahrbaren Markstand. Die Produkte verkaufte Byler an Bekannte und die Familie. Mit nachhaltigem Erfolg überzeugte sie ihre Mitstreiterinnen und es entstand eine von kirchlichen Verbänden getragene Bewegung, die in der Gründung des sogenannten Needlepoint and Crafts Projects mündete und anschließend Ten Thousand Villages genannt wurde – so schildert das Projekt selbst die Geschichte des Fairen Handels.

Ein globales Phänomen

Auch in Europa kommt die Idee des Fairen Handels unabhängig davon ins Rollen. Ähnliche Initiativen starten in Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland. Hier sind es 1970 konfessionelle Jugendverbände, die sich organisieren und auf wachsende Ungerechtigkeit im Welthandel aufmerksam machen. In sogenannten „Hungermärschen“ mobilisieren die Veranstalter 30.000 Menschen in 70 Städten. Anlass für die Demonstrationen ist die in ihren Augen verfehlte Entwicklungspolitik der Bundesregierung.

In den 70er Jahren wächst die Anzahl an Gruppen, die auf Märkten oder Basaren fair gehandelte Produkte anbieten. Das erste verkaufte Produkt aus Fairem Handel ist der Indio-Kaffee , dessen Erlöse einer indigenen Bevölkerung in Guatemala zugute kommen. Im gleichen Jahr, 1973, entsteht der erste „Dritte-Welt-Laden“ in Deutschland. Der Dachverband der „Weltläden“ wird zwei Jahre später ins Leben gerufen. Mit jedem Jahr nimmt die Anzahl an Läden zu. Neben den Verkaufsstellen entstehen schließlich auch erste Organisationen, die sich auf den Import fair gehandelter Produkte spezialisieren.

Die 1975 gegründete GEPA, der größte europäische Importeur von Produkten aus dem Fairen Handel, übernimmt als erster Betrieb auch den Vertrieb an Super- und Biomärkte und macht faire Produkte damit massentauglicher. Mit der Vereinsgründung von TransFair im Jahre 1992 entsteht schließlich auch das erste gemeinsame Siegel, das die Auswahl fair gehandelter Produkte erleichtern soll. Inzwischen gibt es eine Vielzahl Siegeln und Zeichen für den Fairen Handel. Was die einzelnen Zeichen und Siegel unterscheidet und wie du fair gehandelte Produkte überhaupt erkennst, erfährst du in diesem Video:

Fairer Handel im 21. Jahrhundert: moderner und bekannter

Die Fülle und der Absatz an fair gehandelten Produkten nimmt über die Jahrtausendwende stetig zu. Von Jahr zu Jahr steigt besonders der Umsatz von Lebensmittelprodukten aus dem Fairen Handel. Umfragen zu der gesellschaftlichen Einstellung gegenüber der Rolle von Arbeitsbedingungen zeigen, dass es eine überwiegende Mehrheit der Menschen wichtig findet, dass die Produzent*innen ihren fairen Anteil erhalten sollten. Eine gesetzliche Regelung für Unternehmen, auf Menschenrechte in ihren Lieferketten zu achten, finden fünf von sechs Befragten wichtigseit Jahren setzen sich Fair-Handels-Organisationen für ein solches Lieferkettengesetz ein.

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