ElektroschrottQuelle: Eric Hameister/istockphoto.com
Konsum
#fairhandeln

Elektroschrott: Von Aachen bis Agbogbloshie

Hier ein neues Handy, dort ein neuer Laptop. Ständig kaufen wir neue Elektrogeräte, um technisch auf dem aktuellen Stand zu sein. Doch was passiert eigentlich mit dem Müll, den wir dadurch produzieren?

Tim, 24 Jahre

Da gibt es doch Recycling! Oder nicht?

Im Jahr 2014 produzierte jede*r Deutsche im Schnitt etwa 23 Kilogramm Elektroschrott und gemeinsam als Weltgemeinschaft produzieren wir inzwischen weit mehr als 40 Millionen Tonnen an elektronischen Abfällen im Jahr. Von dem in Deutschland produzierten Elektromüll wurden 2015 jedoch nur erschreckende 42,5 Prozent tatsächlich recycelt – also weniger als die Hälfte. Und der Rest?

Der landet möglicherweise in Agbogboshie, einem Schrottplatz in Accra, der Hauptstadt des westafrikanischen Landes Ghana. Dort befindet sich der größte Schrottplatz für Elektroabfälle in ganz Afrika, auf dem Millionen von Tonnen an Elektroabfällen unter menschenunwürdigen und umweltschädlichen Bedingungen recycelt werden.

Der Schrott kommt meist über dubiose Händler von Deutschland nach Ghana. Diese kaufen ausgediente Elektrogeräte in Deutschland auf Flohmärkten und bei Haushaltsauflösungen auf oder stehlen sie direkt von deutschen Wertstoffhöfen, um sie dann für ein paar Euro in Ghana zu verkaufen. Dort lässt sich dann vor allem mit dem Ausschlachten der Edelmetalle und seltenen Erden gutes Geld verdienen. Der Begriff „seltene Erden“ bezeichnet hierbei 17 chemische Elemente, größtenteils Mineralien, die vor allem bei Displays, Touchscreens und Akkus verbaut sind. Was nicht wiederverwendet werden kann, wird jedoch einfach liegen gelassen und verursacht große Schäden für Mensch und Natur und belastet die ohnehin schon in schwierigen Verhältnissen lebende ghanaische Bevölkerung noch zusätzlich. So war Ghana 2017 auf Rang 140 von 189 des Index der menschlichen Entwicklung, während Deutschland auf Rang 5 liegt. Der Bericht berücksichtigt beispielsweise die Lebenserwartung oder das Bildungsniveau in einem Land. Nicht zuletzt wegen Verschmutzung und schlechten Lebensbedingungen können Menschen in Ghana nur ein Lebensalter von 62,75 Jahren erwarten, während es bei uns in Deutschland 80,65 Jahre sind.

Recycling ist Pflicht in Deutschland

Dem Problem Elektroschrott hat sich die Europäische Union angenommen und fordert von 2019 an eine 65-prozentige Verwertungsquote von Elektroschrott ihrer Mitgliedstaaten. Das bedeutet, dass 65 Prozent des produzierten Elektroschrotts auch tatsächlich verwertet, bzw. recycelt werden muss, so wie es jetzt bereits der Fall sein sollte, wenn man Batterien oder Akkus beispielsweise im Supermarkt abgibt. Ob Deutschland dieses Ziel erreichen kann, ist jedoch weiterhin fraglich. So hat zum Beispiel die Deutsche Umwelthilfe Anfang 2018 bei einer stichprobenartigen Kontrolle festgestellt, dass viele Händler von Elektronikgeräten alten Elektroschrott nicht oder nur widerwillig zurücknehmen, obwohl sie per Gesetz dazu verpflichtet sind.

Eine Lösung: Reparieren statt Wegwerfen

Aber auch wir können durch unser Kauf- und Nutzungsverhalten etwas dazu beitragen, dass der große Elektroschrottberg schrumpft. Am effektivsten ist es, Elektrogeräte besser zu pflegen und sie zu reparieren, anstatt sie wegzuwerfen. So sollten wir uns manchmal fragen, ob es tatsächlich das neue Handy sein muss oder ob das alte der Umwelt zuliebe noch für ein oder zwei weitere Jahre ausreicht. Falls es dann doch ein neues sein muss, sollte man zumindest nach dem TCO-Label oder dem Blauen Engel Ausschau halten, die beide die bessere Verträglichkeit von Elektroprodukten für Mensch und Umwelt zeigen.  Hierbei wird bei beiden Labels der gesamte Produktionsweg des Produktes berücksichtigt.

Vielleicht sollten wir aber auch öfter darüber nachdenken, ob wir dieses oder jenes Elektroprodukt tatsächlich noch benötigen bevor wir es kaufen, denn Konsumverzicht kann auch ein wichtiger Schritt in Richtung einer faireren Welt sein. Inspiration zum Thema „Konsumverzicht“ findet ihr zum Beispiel auch im Blogbeitrag von Sophia.

Elektrogeräte richtig entsorgen

Und zu guter Letzt: Kein Elektromüll in den Hausabfall! Als Faustregel gilt, dass alles im Haushalt mit Batterie oder Stecker gesondert entsorgt werden muss. Hierfür gibt es in Deutschland Wertstoffboxen in Supermärkten oder Wertstoffhöfe in jeder Gemeinde, deren Adresse ihr auf der Website eurer Stadt oder Gemeinde finden könnt. Des Weiteren sind Händler von Elektronikprodukten verpflichtet, die gekauften Produkte auch zurückzunehmen. Bei einer Lieferung nach Hause müssen diese das nach Hause gelieferte Produkt zum Recycling sogar wieder von dort abholen. Ansonsten gilt: Einfach in den Laden oder auf den Wertstoffhof bringen. Von dort aus wird der Elektroschrott dann an darauf spezialisierte Firmen weitergeschickt, die sich um eine fachgerechte Verwertung kümmern und die Edelmetalle dem Verwertungskreislauf wieder hinzufügen.

playfacebook twitteryoutubeinstagram