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Fair shoppen - 7 Modetipps

Maxi, 25 Jahre

„Kauft weniger, wählt bewusst aus, dann habt ihr lange was davon“, so ein Zitat der amerikanischen Modedesignerin Vivienne Westwood, das auf Konsum von Mode bezogen ist. Tatsächlich kauften die Deutschen im Jahr 2016 15 Kilogramm Kleidung pro Kopf – und warfen neun Kilogramm Kleidung weg, wie eine Studie von FEMNET e.V. und der AMD Akademie Mode & Design belegt. In den letzten Jahren hat sich der unschöne Trend der „Fast Fashion“ entwickelt. Die Bezeichnung erinnert nicht ohne Grund an „Fast Food“: Wir wollen die Klamotten schnell haben, auch wenn wir sie vielleicht gar nicht brauchen. Und: Wir wollen immer mehr!

Die Situation der Näherinnen im Ausland, vor allem im asiatischen Raum, wo das Produzieren am günstigsten ist, ist dramatisch. Neben täglichen Überstunden, manchmal sogar bis 2 oder 3 Uhr morgens, reichen die Löhne in der Textilbranche häufig nicht aus um Essen, Miete oder eine ärztliche Versorgung für die Arbeiterinnen und Arbeiter zu gewährleisten. Es gibt weder Urlaubs- noch Krankheitsgeld. Laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) liegt der Lohn gerade mal bei 68 US-Dollar (etwa 59 Euro) pro Monat in der Bekleidungsindustrie in Bangladesch. In Spitzenzeiten wird an allen sieben Wochentagen gearbeitet, manchmal sogar 16 Stunden pro Tag. Außerdem werden durch die unsachgemäße Entsorgung der giftigen Chemikalien Flüsse und Böden verunreinigt.

Hinzu kommen Skandale, die die ganze Welt erschüttern. Beispielsweise 2013, als in Bangladesch das Rana-Plaza-Gebäude einstürzte und 1.100 Menschen tötete und mehr als 2.000 verletzte. Das Rana-Plaza war ein neunstöckiges Geschäfts- und Fabrikgebäude, bei dem mehrere Stockwerke ohne Genehmigung gebaut worden waren. Viele westliche Textilkonzerne ließen in diesem Gebäude produzieren.

Der Herstellung von Kleidung geht ein langer und komplexer Weg voran, denn es sind sehr viele Produktionsschritte notwendig, bevor ein Kleidungsstück in unserem Kleiderschrank hängt. Eine Faser, wie z.B. Baumwolle, wird angebaut, dann geerntet, weiterverarbeitet und zu Garn gesponnen. Danach wird das zukünftige Kleidungstück gewebt oder gestrickt und gefärbt. Anschließend wird der Stoff zugeschnitten und genäht, während manche noch bedruckt oder weiterverarbeitet werden. All diese Schritte benötigen viele Ressourcen und Arbeitskraft. Wer sich das vor Augen hält wird realisieren, dass bei einem Preis von 5 Euro für ein T-Shirt etwas einfach nicht stimmen kann. Deshalb wurde eine Reihe von Zeichen und Siegeln für faire und ökologische Kleidung eingeführt, z.B. das Siegel der „Fairtrade-Baumwolle“, „Fair Wear Foundation“ oder „Global Organic Textile Standard“. Eine Liste der Zeichen und Siegel findet ihr im Factsheet „Faire und ökologische Kleidung im Fokus“ vom Forum Fairer Handel.

Als immer mehr berichtet wurde, welch ausbeuterisches System hinter den bunten Teilen im Schaufenster steckte, entstanden auch immer mehr Projekte für faire Mode. Viele denken bei fairer Mode wohl zuerst an beige, sackartige Ökokleidung – so habe ich früher gedacht. Aber das stimmt absolut nicht! Fair gehandelte Mode ist genauso schick und stylisch wie unfair gehandelte. Model und Influencerin Marie Nasemann hat zum Beispiel den Blog „Fairknallt“ gegründet, auf dem sie regelmäßig über fair produzierte Kleidung berichtet. Neben ihrem Blog gibt es auch viele Instagramerinnen, die auf fair gehandelte Mode setzen, wie zum Beispiel @dariadaria.

Desweiteren gibt es viele Läden und Internetportale, die ausschließlich fair gehandelte ökogische Kleidung verkaufen, zum Beispiel den Avocadostore: dieser bietet neben Mode auch noch Deko-Artikel und Möbel an.

Laut einer Greenpeace-Umfrage haben 83 Prozent der Deutschen noch nie Kleidung getauscht, zwei Drittel noch nie welche verliehen, über die Hälfte noch nie weiterverkauft.

Erschreckend hohe Zahlen wenn man bedenkt, wie viel Kleidung die Deutschen pro Jahr neu kaufen, nämlich im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Das heißt unglaublich viel Kleidung landet im Müll und das, obwohl es viele andere Möglichkeiten gibt die Kleidung loszuwerden und auch noch Gutes zu tun.  Die kannst deine Klamotten zum Beispiel auf Kleiderkreisel weitergeben, oder spenden, zum Beispiel bei der Kleiderstiftung.

Eine weitere Möglichkeit, Kleidung loszuwerden und neue zu bekommen, sind Tauschpartys mit Freunden. Das ist ganz einfach: man sucht sich eine geeignete Party-Location mit viel Platz für Kleiderständer, besorgt Getränke und Knabberzeug und lädt sich Freunde ein, die auch ein paar Kleidungsstücke loswerden wollen. Dann stellt man ein paar Regeln auf, zum Beispiel, dass jeder fünf Kleidungsstücke mitbringen darf und wie ihr vorgehen wollt, wenn zwei Freundinnen dasselbe Teil wollen. Und schon kann es losgehen. Detaillierte Tipps findet ihr zum Beispiel beim Blogbeitrag von der Tagträumerin.

Greenpeace fand in seiner Umfrage ebenfalls heraus, dass 18 Prozent aller Kleidungsstücke nur zweimal überhaupt getragen, 20 Prozent von den Deutschen seltener als einmal im Vierteljahr getragen werden. Oft sind es die Spontankäufe, die man ein- oder zweimal trägt und dann feststellt, dass man das Kleidungsstück, das im Laden noch so unwiderstehlich gut aussah, eigentlich gar nicht mag. Deshalb immer nochmal eine Nacht darüber schlafen und sich mindestens drei Kombinationsmöglichkeiten mit Klamotten überlegen, die man bereits hat. Fällt einem nichts ein oder der Wunsch nach dem Kleidungsstück ist am nächsten Tag nicht mehr so stark, war es vielleicht besser, es nicht gekauft zu haben, weil es sonst nur im Kleiderschrank verstaubt wäre.

Mach mit: Kampagnen zum Thema „Faire Kleidung“:

  • Kampagne für saubere Kleidung: Die Kampagne für saubere Kleidung setzt sich weltweit für bessere Bedingungen in der Textilindustrie ein.
  • Fashion Revolution Week: Zur weltweiten Fashion Revolution Week im April gibt es on- und offline viele Aktionen unter dem Motto „Who made my clothes?“
  • Aktionspreis „SPITZE NADEL“: Inkota zeichnet mit dem Preis SPITZE NADEL besonders wirksame Aktionen aus, die auf die Missstände in der Textil-, Schuh- und Lederindustrie aufmerksam machen und sich für die Menschenrechte bei der Arbeit stark machen.
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