Nach einem nicht enden wollenden Sommer kam ein Herbst der wie herabfallendes Laub im Flug verging. Weihnachten war gefühlt noch ewig weit weg. Die Lebkuchen und Dominosteine in den Supermärkten damals noch gekonnt ignoriert, die gefühlt jedes Jahr einen neuen Rekordstart hinlegen – dieses Jahr hatte ich meine Premiere noch in T-Shirt und Shorts! Dem milden Herbst folgte dann der Winterbeginn und mit ihm der kalte Wind, kurze Tage und lange, gemütliche Abende und so etwas wie ein Friedensabkommen zwischen mir und dem Weihnachtsgebäckregal. Schal und Mütze sind nun keine Accessoires mehr, sondern eine Notwendigkeit und werden zu treuen Begleitern, ohne die ich das Haus nicht mehr verlassen will. Sowieso wird das Verlassen des Hauses nun weniger. Lieber einen warmen Tee und ab ins Bett, Lieblingsserie gucken. Oder das eine Buch lesen, das schon so lange neben dem Bett liegt. Ein bisschen Entschleunigen, wie es so schön heißt.
Weihnachten? Trotzdem noch weit weg. Geschenke? Jap, habe die Ideen eigentlich schon im Kopf, aber ist ja noch genug Zeit!
Zeitsprung: knapp eine Woche vor Heiligabend stehe ich Tee trinkend an meinem Fenster und beobachte den Trubel vor meinem Haus. Plötzlich kommt ein weißer Sprinter vorbeigerast, auf dessen Dach eine Figur montiert ist, die allzu bekannt ist, die ich aber aus lauter Gemütlichkeit verdrängt hatte: der Weihnachtsmann.
Leichte Panik macht sich breit. Doch wieder nichts geworden aus dem frühzeitigen Abhaken der Geschenkeliste. Verdammt!
Anderen eine Freude machen, darum sollte es ja eigentlich gehen. Ein Akt der Selbstlosigkeit, der Nächstenliebe – Ich betreibe Aufwand, um meine Wertschätzung für jemand anderes auszudrücken, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Aber kann das überhaupt funktionieren, wenn ich das Geschenk dabei auskoppele und etwas verschenke, was ohne Rücksicht auf Wertschätzung produziert wurde?
Die Weihnachtszeit steht leider auch für die Zeit des entfesselten Konsums. Gerade bei Leuten wie mir, die ihre Geschenke auf den letzten Drücker kaufen, kann es schnell dazu kommen, die eigentlichen Werte des Weihnachtsfestes in den Hintergrund zu rücken, um Hauptsache etwas Vorzeigbares am Weihnachtsabend vorweisen zu können.
Geht das auch anders?
Last-Minute-Weihnachtsshopping
Der Anteil an im Online gehandelten Geschenken steigt Jahr für Jahr. Die Idee, bequem von zu Hause aus den Einkauf zu erledigen, klingt auch sehr verlockend. Doch nicht erst seit Jan Böhmermanns Beitrag zu den Arbeitsbedingungen von Lieferdiensten hat man geahnt, dass diese Menschen eine äußerst stressige Weihnachtszeit haben. Hinzu kommt ein immer größerer Anteil an billig produzierten Produkten aus Asien, die langsam die Marktmacht in den Onlineshops übernehmen. Doch gibt es dazu eine Alternative?
Über ganz Deutschland verteilt gibt es allein über 800 Weltläden, die ausgefallene Produkte aus der ganzen Welt verkaufen und dabei strikt auf fair gehandelte Produkte achten. Warum also nicht noch einmal selbst losziehen? Heiligabend ist ja glücklicherweise dieses Jahr an einem Montag, da hat man noch das ganze Wochenende Zeit. Nimmt man eine(n) Freund*in mit, lässt sich das auch noch perfekt mit einem Weihnachtsmarktbesuch kombinieren.
Do-It-Yourself
Selbstgemacht ist doch am Schönsten. Selbst die holprigsten Geschenke machen am meisten Spaß, wenn sie aus eigener Hand sind. Ob handwerklich oder künstlerisch begabt oder nicht – der Aufwand wird durch den Spaß aufgewogen, mal wieder etwas selbst zu basteln. Zum Beispiel kann man aus Lebensmitteln wunderbare Kosmetikartikel wie Seife oder Körperpeeling herstellen. Oder aus schönen Fotos einen Kalender für das neue Jahr kreieren oder mit den Bildern einen Fotowürfel bekleben. Selbst die Weihnachtsbaumkugel wird durch eine persönliche Note mit einem witzigen Spruch oder einer Zeichnung zum Highlight des Festes. Malen, Nähen, Basteln. Der Kreativität sind da kaum Grenzen gesetzt. Tutorials und weitere Ideen sind meist nur wenige Klicks entfernt.
Ein solidarisches Weihnachten
Wenn man mal ehrlich überlegt, leben wir in Deutschland im Überfluss. An Weihnachten nimmt dieser Überfluss dann manchmal sogar noch einmal dramatisch zu. Ein Haufen Geschenke unter dem Weihnachtsbaum, eine fette Gans auf dem Tisch. Klingt eigentlich wunderbar. Es ist aber auch kein schlechter Anlass, um an die schwächer Gestellten in unserer Gesellschaft zu denken. Wer dieses Jahr Nächstenliebe an diejenigen schenken möchte, die Weihnachten in nicht ganz so viel Saus und Braus feiern, der kann sich bei verschiedenen gesellschaftlichen Projekten engagieren. Von Weihnachtspaketen für das örtliche Waisenhaus bis zu Lebensmitteln oder Sachspenden für die Tafel und Obdachlosenheime. Jemand in deiner Familie ist besonders tierlieb? Dann denk doch über eine Patenschaft im örtlichen Tierheim nach. Oder überlegt euch gemeinsam mit der Familie, wo ihr euch engagieren möchtet und habt somit ein großartiges Projekt, was die Weihnachtsfeiertage überdauert und euch immer wieder an das Fest in diesem Jahr erinnert. Um etwas Gutes zu tun, ist es eigentlich immer die richtige Jahreszeit.
In diesem Sinne: Uns allen eine schöne Weihnachtszeit und viel Glück und Spaß im Geschenke Endspurt.