Mein Kleiderschrank und ich - Nachhaltige Nutzung von Kleidung
Immer höher, immer schneller, immer weiter. Die Welt wird durch die Globalisierung immer schnelllebiger. Das überträgt sich auch auf die Modewelt. Quasi wöchentlich wechseln in vielen Bekleidungsketten die Kollektionen. Immer neue Schaufensterdeko und Produkte machen es schwierig, sich „satt zu sehen“. Die Kleidungsstücke werden zu viel zu niedrigen Preisen verkauft, unter denen vor allem die Produzierenden leiden. Die Arbeitsbedingungen, unter denen die Textilien hergestellt werden, sind miserabel und die Qualität der in Massen angefertigten Klamotten ebenfalls.
Ich frage mich daher schon länger, wie ich meine Kleidung länger und nachhaltiger nutzen kann. Bei mir hat sich in den letzten acht Jahren, seitdem ich nicht mehr wachse, einiges an Klamotten angesammelt. Es gibt nicht mehr die Begründung, Kleidungsstücke auszusortieren, weil sie zu klein sind, auch kaputt gehen sie mir immer seltener. Allerdings kommen schon ab und zu neue Teile in meinen Schrank. Vieles davon ist bereits Second Hand oder getauscht.
Als ich vor einigen Monaten in meinen Kleiderschrank geschaut habe, war ich trotzdem erschlagen von der Menge an Kleidung, die sich dort befand, obwohl ich nur wenige Wochen zuvor bereits ausgemistet hatte. Deshalb habe ich kurzerhand den Entschluss gefasst, über 21 Wochen jeweils ein bis zwei Kleidungsstücke pro Woche auszumisten und mir maximal sechs neue Dinge zu kaufen. Anfangs fiel es mir erstaunlich leicht, mich von einzelnen Teilen zu trennen, ich bemerkte, dass diese oft nur in meinem Schrank gewohnt haben oder ich sie zwar angezogen habe, aber sie nicht wirklich mochte. Mit der Zeit wurde es schwieriger, auszusortieren. Ich bin jetzt in der 17. meiner 21 Wochen und ich denke länger nach, was als nächstes aus meinem Schrank verschwinden muss. Alle aussortierten Klamotten, die nicht kaputt waren, habe ich verschenkt und einige Stücke verkauft. Die Dinge, die bis zum Enddatum nicht verkauft sind, spende ich an eine Wohlfahrtsorganisation.
Aber was für Vorteile hat diese Wiederverwendung eigentlich? Bei hochwertigen Produkten ist die Lebensdauer wesentlich länger als bei Fast Fashion Produkten. Dinge, die ich aus zweiter Hand kaufe, wurden bereits getragen und erhalten dadurch eine Art zweites Leben. Andererseits ist es keine Lösung, den Konsum nur von neuer auf Second Hand Ware zu verschieben und dennoch viel zu konsumieren. Durchschnittlich kaufen Menschen in Deutschland pro Jahr 60 neue Kleidungsstücke, auch, da diese oft aufgrund ihrer schlechten Qualität nicht lange halten. Nachhaltig Kleidung zu kaufen, heißt daher auch, nachhaltigen Konsum zu betreiben. Also nicht, Dinge zu kaufen, weil sie mir gerade ins Auge springen, sondern bewusst darüber nachzudenken, ob ich sie wirklich brauche, eventuell sogar eine Nacht darüber zu schlafen. Gleichzeitig bedeutet es auch, weniger zu konsumieren. Ich brauche keine 5 Winterjacken oder 20 Paar Schuhe.
Um nachhaltigen Konsum betreiben zu können ist es notwendig, die verschiedenen Siegel zu kennen. Eine gute Möglichkeit, bei Kleidung auf Nachhaltigkeit zu achten, ist der Faire Handel. Es gibt leider kein allumfassendes Siegel, das alle sozialen und ökologischen Standards in der kompletten Lieferkette überwacht. Die bekanntesten Siegel sind das „Fairtrade-Baumwolle“- und das „Fairtrade-Textilstandard“-Siegel. Sie entsprechen beide den internationalen Grundsätzen des Fairen Handels. Außerdem gibt es die Siegel „Naturland Fair Baumwolle“, „Global Organic Textile Standard“, „Fair Wear Foundation“, „IVN Best“ und „Grüner Knopf“. All diese Siegel legen unterschiedliche Schwerpunkte und tragen dazu bei, die Produktionsvorgänge und die Transparenz in der Textillieferkette zu verbessern. Die internationale Dachorganisation der Fair-Handels-Organisationen ist die „World Fair Trade Organization“. Weitere Informationen zu den Siegeln findet ihr in der Hintergrundbroschüre zur Fairen Woche.
Kleidung mit den verschiedenen Siegeln findet ihr in unterschiedlichen Läden. Eine sichere Anlaufstelle sind Weltläden. Sie führen ausschließlich faire Ware, daher ist das Erkennen von fairer Kleidung sehr einfach. Immer mehr Weltläden bieten Kleidung an und die Auswahl wird immer größer. Also nochmal kurz zusammengefasst:
Wie kann ich mich engagieren?
- „Schrankhüter“ regelmäßig ausmisten und verkaufen, verschenken oder an seriöse Stellen spenden
- Weniger neue Kleidung kaufen und vor dem Kauf überlegen, ob es notwendig ist
- Beim Kauf neuer Klamotten auf Siegel zur fairen, nachhaltigen und ökologischen Herstellung achten. Besonders leicht finden sich diese in Weltläden, da die Produkte dort alle fair hergestellt sind
Für mich steht fest: Ich brauche und möchte nicht mehr so viele Klamotten besitzen. Daher werde ich mir weiterhin aufschreiben, wie viel Kleidung ich kaufe, um den Überblick zu behalten. Gleichzeitig möchte ich weniger konsumieren und mich mehr mit Themen rund um faire Textilien auseinandersetzen. Faire Mode ist längst nicht mehr „unmodern“ oder wird nur von „Ökos“ getragen. Das müssen sich viele Menschen, so wie ich auch, bewusst machen. Für mehr Inspiration rund um faire und nachhaltige Kleidung sorgt das Thema der diesjährigen Fairen Woche – „Fair steht dir“! Dazu finden im September bundesweit zahlreiche Aktionen statt, die sich mit dem Thema Textilien und deren Produktion beschäftigen. Auf der Website der Fairen Woche findet ihr dazu eine Übersicht, wo in eurer Nähe etwas stattfindet.