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Gerechtigkeit
#fairhandeln

Oh Tannenbaum, wie fair sind deine Blätter?

Lukas, 30 Jahre

Auf der Liste ungewöhnlicher Berufe finden sich allerlei Exoten: Vermutlich haben die wenigsten bislang von Golfballtauchern, lebenden Vogelscheuchen oder Gemüseschnitzern gehört. Auch selten anzutreffen, dafür aber ungeheuer wichtig für ein gelungenes Weihnachtsfest, ist der Berufszweig der Zapfenpflücker. Zapfenpflücker? Nie gehört, klingt ulkig, denke ich mir und forsche nach. Denn ohne Zapfenpflücker kein Weihnachtsbaum. Aber von vorne.

Der Weihnachtsbaum: Regional und nachhaltig?

Den Lebensweg eines Weihnachtsbaums nachzuvollziehen ist im Grunde ziemlich simpel. Sogar Grundschulklassen machen mittlerweile Ausflüge in Baumschulen und lassen sich dort zum Beispiel erklären, dass ein Baum bis zu sieben Jahre braucht, um eine optimale Weihnachtsbaumgröße zu erreichen. In Deutschland gehen jedes Jahr rund 24 Millionen Stück über die Ladentheke, dabei handelt es sich bei drei von vier verkauften Bäumen um eine der beliebten Nordmanntannen. Viele Haushalte achten mittlerweile darauf, regional gewachsene und ökologisch verträglich angepflanzte Bäume zu kaufen. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald gibt an, dass nur 10 % der hier verkauften Bäume nicht in Deutschland gewachsen sind und importiert werden. Bis hier her klingt das erst mal recht regional und vielleicht sogar einigermaßen nachhaltig, überlege ich. Doch woher kommen die Samen?

Georgien: Die Heimat des Weihnachtsbaums

90 % des Saatguts , aus welchem in Europa Weihnachtsbäume gezogen werden, stammt aus Georgien. Das Genmaterial der dortigen Samens ist ideal: Es garantiert eine hohe Nadelfestigkeit, geringes Frostrisiko und vor allem eine ästhetische Wuchsform. In Deutschland bestäuben sich Weißtannen und Nordmanntannen gegenseitig, das Ergebnis sind Mischbäume mit schlechteren Eigenschaften. Um den hohen Ansprüchen des deutschen Marktes gerecht zu werden, wird also auf die Topqualität aus dem Kaukasus zurückgegriffen, wo die Weißtanne nicht vorkommt.

Würde man einfach warten, bis die Zapfen herunterfallen, wären sie bereits leer und die Samen darin wären längst vom Winde verweht worden. Deshalb führt kein Weg daran vorbei, die 30 bis 60 Meter hohen Bäume zu erklettern und die nur in der Krone wachsenden Zapfen von Hand zu ernten. Dafür braucht es, wie schon angekündigt, die Zapfenpflücker.

Der Zapfenpflücker: Ein gefährlicher Job

Auch in Deutschland gibt es diesen Beruf, allerdings eignen sich die hier geernteten Sorten nicht als Weihnachtsbäume. Dennoch kann man viel über die Jobanforderungen erfahren: Um die körperliche Fitness nachzuweisen, müssen Zapfenpflücker hier alle zwei Jahre eine Gesundheitsunbedenklichkeitsbescheinigung vorlegen. Darüber hinaus muss man Erfahrung im Klettern und in Sicherungstechniken vorweisen können, erst dann gibt es einen Zapfenpflückerausweis.

In Georgien fehlen solche Sicherheitsvorschriften oft völlig. Die meisten Pflücker heuern als Tagelöhner an und haben keine Kranken-, Unfall- oder Lebensversicherung. In einer Reportage des Spiegel berichtet der Pflücker Dato Tschichardse, dass viele Arbeiter ohne Sicherheitsausrüstung klettern, weil sie sich die teuren Gurte und Seile nicht leisten können. Neben dem Arbeitsschutz gehören auch große Preisschwankungen zu den Problemen der Pflücker. Da im Vorfeld nicht absehbar ist, wie Qualität und Menge der Ernte ausfallen werden, können sich die Arbeiter nicht auf eine feste Bezahlung verlassen. Das stellt sie und ihre Familien vor große Planungsunsicherheit.

Alternative: Weihnachtsbäume aus Fairem Handel

Hier setzt das dänische Unternehmen Fair Trees an. Sie garantieren nach den Kriterien von Fair Trade Dänemark u.a. bessere Preise und Mindestabnahmemengen. Darüber hinaus werden Sicherheitstrainings und moderne Kletterausrüstungen zur Pflicht, gleichzeitig sind die Pflücker versichert und bekommen Zugang zu einer adäquaten Gesundheitsversorgung. Über die eigene Stiftung Fair Trees Fund werden regionale, gemeinnützige Projekte gefördert; zuletzt die Errichtung von Schulen und einer Zahnklinik.

Neben fairen Arbeits- und Lebensbedingungen spielt die ökologische Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle. Sowohl die Samengewinnung als auch die Aufzucht der Bäume erfolgt nach umweltverträglichen Standards und wird transparent zertifiziert.

Damit auch ihr einen weiteren Schritt in Richtung eines fairen und umweltverträglichen Weihnachtsfestes gehen könnt, findet ihr hier eine deutschlandweite Übersicht der Verkaufsstellen.

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