Upcycling: Aus Alt mach Neu
Turnschuhe aus Plastikflaschen, Schmuck aus Zeitungspapier oder ein Sessel aus alten Stoffen. Beim Upcycling werden aus „alten“ Materialien neue Produkte geschaffen. Was bei uns als Trend gefeiert wird, ist woanders oft alltägliche Praxis: Den Dingen ein zweites Leben zu geben.
Nachhaltigkeit als Lifestyle
Der alternative Klassiker zum Fahrradkorb ist längst die alte Weinkiste und Euro-Paletten sind nicht Müll, sondern ein Statussymbol im Wohnzimmer. Nachhaltigkeit ist heute nicht mehr nur ein Wort von Umweltschutzverbänden und politischen Organisationen – es gehört für viele zum Lifestyle. Die Idee, Gebrauchtes wiederzuverwenden, ist natürlich nicht neu. Kleidung kann man auf Kleidertauschpartys weitergeben oder zu Putzlappen zerschneiden und kaputte Koffer reparieren. Im Gegensatz dazu setzen sich Upcycler*innen zum Ziel, aus alten, kaputten, gebrauchten oder vermeintlich wertlosen Gegenständen neue hochwertige Produkte zu machen. Also Abfall aufzuwerten, deswegen auch Up für „nach oben“ und Cycling für „Wiederverwertung“. Die Paradebeispiele dafür sind Papier und Glas. Zur Fairen Woche 2017 etwa hat der Weltladen an der Planie (Stuttgart) aus alten Plakaten Papiertüten gebastelt.
Probier‘s mal aus! Unter diesen Links findest du Anleitungen zum Upcycling:
Auch Konzerne ziehen mit: Der Sport-Gigant Adidas hat sich die NGO „Parley for the Oceans“ an Bord geholt und produziert seit 2016 Turnschuhe und seit Kurzem auch eine Yoga-Kollektion aus recyceltem Plastik. Der schwedische Modekonzern H&M bietet Kund*innen Gutscheine im Tausch gegen alte Klamotten an. Die alten T-Shirts, Socken oder Schuhe sollen recycelt und zu neuen Kleidern verarbeitet werden.
Wie nachhaltig ist Recycling in der Mode wirklich?
Neun Kilo Kleidung landen pro Person im Jahr in der Tonne. Ließe sich dieser Kreislauf wirklich schließen, könnten wir immer weiter produzieren, konsumieren und recyclen. Aber nicht alles, was recycelt wird, ist auch wirklich nachhaltiger. Gerade bei Kleidung ist das Upcycling schwieriger. Interessante Details dazu hat die Journalistin Sophie Dezlhofer für den BR recherchiert. Der ganze Prozess frisst viel Energie, Wasser und Chemie. Dazu werden die Teile je nach Faser sortiert und dann geschreddert. Die recycelten Fasern sind allerdings kürzer als zuvor und so müssen für das neue Garn mehr als die Hälfte frische Fasern beigemischt werden. Die Qualität wird also schlechter – im ursprünglichen Sinne ist das dann eher ein Recyceln „nach unten“. Und auch das Engagement der großen Player, beispielsweise H&M, hat oft Haken: Dänische Journalist*innen fanden im Herbst heraus, dass der Modekonzern seit 2013 pro Jahr durchschnittlich zwölf Tonnen unverkäuflicher Kleidung verbrennt.
Upcycling im Globalen Süden
Kleidung, die Näher*innen in Ländern des globalen Südens, also in Ländern Afrikas, Asiens oder Lateinamerikas, unter schwersten Bedingungen produziert haben. Während der Globale Süden Rohstoffe liefert, streichen die großen Unternehmen im Norden die Gewinne ein. Der Faire Handel will dem entgegentreten. Er stärkt die Position der Produzent*innen und fördert ihre Selbstorganisation. In vielen Ländern des Globalen Südens werden Materialien schon lange upgecycelt und verkauft, um sich ein Einkommen zu schaffen. El Puente, ein Importeur von Produkten des Fairen Handels, vermarktet in Deutschland solche Produkte von Handelspartner*innen: Etwa Wohnaccessoires aus altem Zeitungspapier, Wanduhren aus aussortiertem Blech, Schmuck aus recyceltem Glas oder Sessel aus alten Sari-Stoffen.
Die Fair-Handels-Kooperative MAI aus Vietnam beispielsweise stellt Dosen aus recyceltem Zeitungspapier sowie Taschen aus alten Reissäcken her: