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Konsum
#fairhandeln

Wo bleiben die Menschenrechte bei unserem täglichen Konsum?

Lukas, 30 Jahre

Eine Tafel Schokolade für 0,88€, ein Liter Milch für 0,69€ und das T-Shirt für 3,99€ – das alles lese ich, wenn ich die wöchentlichen Werbeprospekte durchblättere und mir die neuesten Angebote anschaue. Sie erzählen mir, dass sie „Lebensmittel lieben“, „sich lohnen“ oder „Qualität zum Aldipreis“ anbieten. Wie fasst es noch ein großer Elektronikgeräte-Discounter zusammen? „Geiz ist geil“. Na dann mal los, wer findet das günstigste Angebot?

Mich beschleicht beim Betrachten all dieser Angebote immer wieder ein schlechtes Gefühl. Können Lebensmittel überhaupt so günstig sein? Können Lebensmittel so günstig hergestellt werden? Und unter welchen Bedingungen geschieht das? Was verdienen die Produzent*innen an der Milch, wenn diese weniger als einen Euro kostet? Wie viel bekommen die Menschen, die die Kakaobohnen für meine Schokolade ernten? Und brauche ich das T-Shirt für 3,99 € überhaupt?

Welche Rolle spielen Menschenrechte und Umwelt in  der Weltwirtschaft?

Mittlerweile gibt es viele zivilgesellschaftliche Organisationen, die über die Produktionsbedingungen unserer täglichen Konsumgüter und den Folgen unseres grenzenlosen Konsums aufklären. Bäuer*innen, die von dem Anbau unserer Lebensmittel nicht mehr leben können, weil sie zu wenig Geld bekommen; Kinder, die auf Plantagen unter sklavenähnlichen Bedingungen den Kakao für unsere Schokolade ernten oder Näher*innen in Bangladesch, die in Akkordarbeit und ohne geregelten Arbeitnehmer*innenrechte unsere Kleidung nähen. Menschenrechte und Umwelt spielen in der globalen Weltwirtschaft im Gegensatz zu Wirtschaftswachstum eine untergeordnete Rolle.

Sicherlich werdet ihr euch nun fragen: Was können wir nun dagegen tun? Was gibt es für Alternativen? Und ist nicht die Politik dafür verantwortlich die großen Konzerne in die Schranken zu weisen? Mittlerweile verkaufen auch die großen Supermärkte eine Reihe von fairtrade – und biogesiegelte Produkten (Welchen Siegeln in dem Siegeldschungel ihr vertrauen könnt, seht ihr unter diesem Beitrag). Das ist auf jeden Fall begrüßenswert, aber es bleibt die große Marktmacht, die wenige Supermarktketten in Deutschland haben und damit die Preise diktieren können.

Was kannst du tun?

Deswegen können wir versuchen, Verantwortung für unseren eigenen Konsum zu übernehmen. Zunächst sind da die zahlreichen Weltläden zu nennen – über 800 Weltläden in Deutschland bieten als Fachgeschäft des Fairen Handels ausschließlich fair produzierte Waren an. Von Schokolade über Kleidung bis hin zu Geschirr und Schmuck – die Auswahl ist groß. Außerdem leisten sie auch noch jede Menge Informationsarbeit und beteiligen sich an politischer Kampagnenarbeit. Hier kannst du also nicht nur fair gehandelte Schokolade kaufen, sondern spannende Informationen über die Produktionsländer und die weltweiten Handelsbeziehungen bekommen und politische Forderungen unterstützen, wie beispielsweise gesetzliche Regelungen für die Konzerne. Wo du den nächsten Weltladen in deiner Umgebung findest, kannst du hier nachschauen.

Liegt die Lösung also nun darin, einfach mir woanders „ein gutes Gewissen“ zu kaufen? Hier ein paar Ideen, wie du noch bewusster konsumieren kannst:

Ich kenne mittlerweile einige Menschen, die versuchen weniger und anders zu konsumieren. Bei Kleidung reicht dabei oft die Frage, ob ich das T-Shirt wirklich brauche und der Gedanke an meinen überquellenden Kleiderschrank beantwortet mir die Frage meist mit einem schnellen „Nein!“. Auf Kleidertauschpartys kannst du nicht nur überflüssige Kleidung loswerden, sondern auch gegen andere eintauschen – und das kostenlos. Somit wird weniger Kleidung weggeschmissen und gekauft und vor allem freuen sich andere Menschen über Kleidungsstücke, die du nicht mehr anziehst.

Für Lebensmittel gibt es Projekte wie die Solidarische Landwirtschaft – mehrere Menschen schließen sich zusammen und bauen gemeinsam mit einem landwirtschaftlichen Betrieb ihr Gemüse an. Landwirt*innen können so besser planen und bekommen die Unterstützung der Gemeinschaft beim Anbau und der Ernte. Das Risiko beim Anbau (zum Beispiel eine schlechte Ernte aufgrund schlechten Wetters) lastet nicht nur auf den Produzent*innen, sondern wird von der Gemeinschaft mitgetragen. Im Gegenzug können die Mitglieder mitbestimmen, was und wie angebaut wird.

Wenn du die Augen in deiner Region offen hältst, findest du bestimmt noch viele weitere kleine und große Projekte die Alternativen zum konventionellen Konsum anbieten. Sei dabei aber nicht zu streng mit dir selbst, – ein erster Schritt kann auch sein, beim großen Supermarkt nachzufragen, unter welchen Bedingungen die 0,88 € Schokolade hergestellt wurde und welche Rolle Mensch und Umwelt dabei gespielt haben. Sei mutig, vielleicht öffnest du ein paar Manager*innen die Augen!

Woran erkennst du Produkte aus Fairem Handel?

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