Das treibt uns an: Junge Menschen und ihr Engagement für den Fairen Handel (Teil 2)
Junge Menschen interessiert der Faire Handel nicht? Falsch gedacht! Lisa von den Fairactivists berichtet über die Gründe für Ihr Engagement.
Der Faire Handel beginnt bei uns selbst
Hallo, mein Name ist Lisa und ich bin 25 Jahre jung. Aktuell studiere ich Internationale Beziehungen im Master, bevor es für mich im nächsten Jahr in die Berufswelt startet.
Wie und wann mein Interesse für den Fairen Handel geweckt wurde, kann ich nicht mehr genau sagen. Für mich gab es nie den einen Erwachungsmoment, sondern es war vielmehr ein schleichender Prozess, bei dem ich die unbequeme Wahrheit anerkennen musste: Mein Konsum hierzulande hat maßgebliche Auswirkungen auf die Lebens- und Umweltbedingungen in vielen anderen Teilen der Welt. Und ja, nicht jede Kaufentscheidung ist einfach, denn manchmal fehlt schlichtweg die faire Option im Supermarktregal. Mir ist es daher wichtig, andere Menschen über die Produktions- und Handelsbedingungen ihrer Produkte zu informieren und fairere und nachhaltigere Optionen aufzuzeigen. Dabei müssen fair und nachhaltig produzierte Produkte meiner Ansicht nach nicht zwangsläufig an ein Siegel gekoppelt sein. Beispielsweise kann Direct-Trade-Kaffee auch eine positive Alternative zur gängigen Ausbeutung im Kaffeesektor sein. Wie auch im Fairen Handel findet eine direkte Preisabsprache zwischen den Anbauenden und Käufer*innen statt. Wenn dann offengelegt wird, wieviel vom Endpreis bei wem ankommt, erhöht sich die Transparenz im gesamten Prozess. Im Vergleich zu zertifizierten Produkten fehlt bei Direct-Trade-Kaffee allerdings die Überprüfung durch eine externe Zertifizierungsgesellschaft.
So oder so sollten fair gehandelte Produkte für alle Konsument*innen erschwinglich sein. Besonders wenn die ökologischen und sozialen Folgekosten von Produkten einberechnet werden müssten, wären fair gehandelte Produkte nicht mehr die Ausnahme und würden auch preislich besser abschneiden als die aktuell günstigere konventionelle Konkurrenz.
Wer sind die FairActivists?
Ob im Gespräch mit Grünen-Fraktionsvorsitzenden Anton Hofreiter, Treffen mit Bundestagskandidat*innen, Podcastaufnahmen oder unser eigener Instagram-Kanal – seit April 2021 gehört das zu unserem Alltag als Fairactivists bei Fairtrade Deutschland.
Wir, das sind eine Gruppe junger Menschen zwischen 18 und 27 Jahren und kommen aus ganz Deutschland. Uns verbindet der Glaube an faire Lieferketten, existenzsicherende Löhne und eine gerechtere Welt. Globale Gerechtigkeit erreichen wir nur, wenn wir faire Handelsbedingungen für alle Menschen weltweit schaffen und Frauen-, Menschen- und Kinderrechte als Mindeststandard unserer Produktion und Handels zugrunde legen. Denn wir sind davon überzeugt: Eine fairere und nachhaltigere Welt ist möglich und wir wollen sie mitgestalten!
Die Förderung des Fairen Handels auf politischer Ebene
Meiner Ansicht nach liegt genau hier ein Knackpunkt, an dem ich die Bundesregierung in der zentralen Entscheidungs- und Handlungsbefugnis sehe. Dabei werden bereits seit längeren Mechanismen diskutiert, die besonders fiskalische Anreize setzen könnten, um faire Produkte zu unterstützen. Um auch hier auf ein Beispiel aus der Kaffeewelt zurückzukommen: So fordert beispielsweise Fairtrade Deutschland schon seit 2017 die Abschaffung der Kaffeesteuer auf fair gehandelten Kaffee, um preislich Anreize für eine faire Kaufentscheidung der Konsument*innen zu setzen. Auch in Regierungskreisen ist diese Idee nicht neu, denn so unterstützte Entwicklungsminister Gerd Müller bereits 2019 die Forderungen. Ebenso blieb das kürzlich entschlossene Lieferkettengesetz weit hinter den Erwartungen der Zivilgesellschaft zurück, obwohl die Bevölkerung in einer Umfrage ein starkes Gesetz zu unternehmerischen Sorgfaltspflicht gar befürwortete.
Wir haben noch neun Jahre, um die Agenda 2030 zu erreichen. Es ist aller höchste Zeit, dass fair gehandelte Produkte Teil unseres alltäglichen Lebens werden.
Mit meinem Engagement als Fairactivist möchte ich daher nicht nur an Privatpersonen in meinem Umfeld herantreten und ihnen den fairen Handel näherbringen, sondern vor allem auch die politischen Entscheidungsträger*innen an ihre Verantwortung erinnern. Denn mit dem Bekenntnis zu den Zielen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen hat sich die Bundesrepublik gar dazu verpflichtet, die faire und nachhaltige Produktion sowie Konsum voranzubringen. Gleichzeitig ist dies ein wesentlicher Bestandteil der anderen 16 Ziele. Um sie zu erreichen haben wir noch neun Jahre Zeit. Daher ist es meiner Ansicht nach aller höchste Zeit, sich für den Fairen Handel einzusetzen und Teil unseres alltäglichen Lebens zu machen. Das bewegt und darum engagiere ich mich als Fairactivist: Sei es im Austausch mit Politiker*innen, dem Management unseres Instagram-Kanals oder im Gespräch mit Freund*innen und Familie.
Ihr habt auch Lust euch für den Fairen Handel zu engagieren?
Für den Fairen Handel könnt ihr euch auf unterschiedliche Art und Weise einsetzen:
- Für uns fängt es häufig damit an, dass wir Leuten davon erzählen, wo und wie wir unsere Kleidung kaufen. Über die Jahre haben wir so viele Freund*innen erreichen können.
- Häufig gibt es Petitionen oder die Möglichkeit E-Mails an eure Wahlkreisabgeordneten zu schreiben. Traut euch, denn sie sind eure Vertreter*innen im Bundestag!
- Ihr könnt in der Fairen Woche zu den Veranstaltungen in eurer Stadt gehen und euch dort informieren, was es bei euch in der Stadt eigentlich alles schon gibt.
- Ihr könnt beim lokalen Weltladen nachfragen. Dort kann man häufig im Laden oder bei der Bildungsarbeit mithelfen.
- Schaut nach, ob eure Schule schon Fairtrade School ist und wenn nicht, dann holt euch Unterstützung bei euren Lehrer*innen und packt das Ganze direkt an.
- Auch an Fairtrade Universities könnt ihr euch für den fairen Handel engagieren. Eure Uni ist noch nicht dabei? Dann startet mit euren Kommiliton*innen noch heute eine Arbeitsgruppe.
- Ist deine Stadt Fairtrade Town? Wenn nicht, dann hakt in eurer Kommune gemeinsam mit Fairtrade Deutschland nach, wie ihr in Zukunft die Gemeinde fairer machen könnt.
- Ihr seid zwischen 18 und 27 Jahren und möchtet euch in einer Gruppe auf jungen Menschen aus ganz Deutschland für den Fairen Handel engagieren? Dann seid bei der nächsten Bewerbungsphase der Fairactivists dabei!